bisher habe ich drei reisen nach görlitz unternommen.
die jüngste wird eine fahrt mit dem herbert-wehner-bildungswerk am 9. und 10.10.2010 sein:
wehnerwerk-seite bildungsfahrten
ich lasse geschichte, stadtgespräch und touristische höhepunkte bewußt erstmal beiseite, ebenso gehe ich vorerst nicht auf architektonische und historische fakten bzw. zuordnungen ein. bildungspolitisch sind wir mit einer unmenge bedeutungen unserer umwelt konserviert, dass wir oft vergessen, woher diese eigentlich kommen. ich suche nach authentischen bedeutungen – sozialen medien – und frage mich:
wer/was macht görlitz aus? was treibt die leute da um? was schreibt nicht nur geschichte, sondern auch geschichten, die vom leben erzählen?
görlitz hat da viel zu bieten! jeder besuch eröffnet mir auf dem spaziergang neue (ge)schichten dieser vielschichtigen stadt, immer auch bedingt durch die leute, die mich begleiten und diejenigen, die ich treffe. bedeutung erschließt sich dann nicht nur anhand einer akademischen, touristischen oder marktorientierten bildwelt, in der auch görlitz global steht, sondern viel intensiver durch das eigene ‚erlaufen‘. görlitz ist nach nottingham die erste stadt, in der ich dies sehr bewußt auskoste.
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die zweisprachige stadt an der neiße interessiert mich spätestens seit der ersten noch vorsichtigen besichtigung nach langer zeit: am 11. und 12.6.2010 nahm ich teil am DENKSALON des ‚görlitz kompetenzzentrums für revitalisierenden städtebau‘.
mehr auf der seite der stiftungsprofessur der tu dresden
eine sehr wertvolle veranstaltungsreihe!
wichtig in diesem kontext ist der hinweis auf aspekte der selbstorganisierten stadtentwicklung, die in diesem akademischen rahmen nur begrenzt diskutiert werden konnten. dennoch gab es eine breite offenheit in der internationalen runde der beteiligten für dieses denken einer kooperativen praxis. von den vielen so wichtigen akteuren der stadtentwicklung fehlten in diesem denksalon die investoren leider völlig. dies wurde von mir im abschlusspodium angemahnt. basisdemokratische initiativen waren letztlich nur durch mich selbst (IDEE 01239 e.V.) und eine kollegin (Friedrichstadt Zentral e.V.) ernsthaft vertreten. natürlich versteht sich der denksalon als forum akademischer vermittlung. doch dieses sollte vor dem – sicher nicht immer im akademischen sinne ‚verifizierbaren‘ – sozio-kulturellen wissen der beispielhaften kulturvereine in görlitz und anderswo nicht zurückschrecken.
am rande der veranstaltung lernte ich den fotografen robert bienas kennen.
im kontext des abschlusspodiums der veranstaltung machte ich den konkreten vorschlag zu einem spaziergang mit einigen interessierten tagungsteilnehmern, der uns auf eine ergiebige entdeckungstour führte: die büros von second attempt e.v. (fokus festival), ein paar hintergrundinformationen älterer passanten zur ‚verrätergasse‘ am obermarkt, spontane statements deutscher touristen zur neuen architektur an der altstadtbrücke, …
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auf einem eher privaten tagesausflug am 31.7.2010 stolperte ich erstmals über einen sozialen anknüpfungspunkt am obermarkt. aus pietät gegenüber der person rede ich vorerst nur vom ‚kulturhaus am obermarkt‘, in dem ein weit gefahrener (lebens)künstler erstaunliches wissen über görlitz und die gesellschaft bereithält. daran wurde mir bewußter was mich an görlitz nunmehr tatsächlich fasziniert: die verborgenen gestalten in einer stadt, die trotz so präsenter geschichte sehr lebendige geschichten des lebens und der gestaltgebung durch die menschen erzählt. an jeder ecke.
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anlässlich des ‚fokus festival 2010‘ war ich am 11.9.2010 erneut in görlitz. diesmal bereits ausgestattet mit gps-tracker und dem ausdrücklichen wunsch nach *kultureller inventur* auf einem ganztägigen spaziergang. neben einer spontanen führung in der städtischen bibliothek durch leiterin Frau Türmer begeisterte mich die geistreiche stadtführung durch kollege ‚Jo‘, der beim medienkulturzentrum in dresden praktikant ist und in görlitz studiert. mehr zu den auf diesem ausflug auch von ‚Jo‘ besonders inspirierten geschichten auf der bald hier eingestellten karte und mehr…
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die reise mit dem wehnerwerk wird bereits sehr klassisch informationen über verschiedene politisch und wirtschaftlich relevante institutionen in görlitz vermitteln – auf führungen und rundgängen. danach erwarte ich bei mir einen ersten fragmentarischen entwurf, was bzw. wie görlitz für mich sozial und räumlich momentan ist. und wie ich die entwicklung dieser stadt in naher zukunft selbst mit kulturkonzepten begleiten kann… görlitz hat noch viel vor, die sanierungen sind längst nicht abgeschlossen. dahinter steht die frage nach den bauherren und nach deren identifikation mit baugrund und stadt. ich denke es braucht einen kulturell-räumlichen gesamtschluss, der stets in der sozialen basis der görlitzer geschichte(n) und ihrer sinnlichen präsenz im stadtraum liegt.
2011 findet die 3. sächsische landesausstellung in görlitz statt. ein versuch!
einige bilder von meinen zurückliegenden ausflügen: