fotos: felix liebig, wzs_8, 20. januar 2012
_nachlese:
wzs_8 war eine kleine feine reise zu dritt in den nun nativen umgebungen des kultur!ngenieurs ausgehend vom kultur!ngenieurbüro wo zunächst das ganz nahe leben der mitmenschen hinter fenstern und gardinen interessant wurde. licht an, licht aus. schade, dass es bei google noch keine tageslichtanpassung gibt.
von den beiden besucherinnen wurde bemerkt, dass dies „ein zipfel von löbtau ist, den sie noch nicht kannten“ bzw. es auch ein wenig ab vom schuss sein könnte. aber darum geht es! jeder stadtteil, jede nachbarschaft spielt ihr eigenes „heimspiel“, dinge fallen den menschen dort „anheim“ und manchmal gestalten sie oder die architekten das wohnen auch sehr „heimelig“:
nicht weit vom ausgangspunkt gibt es eine kleine siedlung von neubauhäusern aus der nachwendezeit. sie können höchsten fünf jahre alt sein. bei googlemaps findet man nur wiese. aha: zeitanzeiger google. wird die welt wirklich mal eine „google“? wir jedenfalls wurden uns bewusst, dass uns die baumuster dieser häuser – wiedereinmal – eigenartig erscheinen. spannender war aber die frage, woher die menschen ihre – nativen – bilder dafür nehmen und was sie beim kauf eines hauses warum „bestellen“. hier regierte die bunte individualienmenge und das heimspiel der vor ort wohnenden besteht offenbar in der individuellen gestaltung der eingangsbereiche, des bauschmucks mit „mülltonnenblumen“ oder „fassadenschmetterlingen“.
etwas weiter auf dem hügel, eigentlich schon in naußlitz, befindet sich eine andere siedlung: die „naußlitzer siedlung“ wie die seiten der „dresdner stadtteile“ wissen. die holzhäuser geben ein anderes bild, eine andere anatomie der baumotivation wieder. sie sind äußerlich alle fast gleich. ein interessantes detail sind die leuchtstoffbeleuchteten blumenfenster, deren zweck auch die beiden landschaftsplanerinnen nicht beurteilen konnten. hier sucht mensch die unterschiede eher im detail. die sanierungen führten zu verschiedenen fenstern oder eben innenausstattungen. die wiedererkennbarkeit der bauten macht das wohnen dort gewiss zu einem heimspiel, verglichen mit dem weiteren horizont von holzbauten in z.b. osteuropa oder auch davon inspiriert in z.b. potsdam stellt sich die frage nach dem ansinnen zum bau damals und der motivation zum wohnen dort heute dennoch.
von einer dortigen mauerecke bot sich dann auch ein reizvoller ausblick über dresden. das muster der stadt, erkennbare „leuchttürme“ wie die yenidze lagen vor uns. ein heimspiel, aber wieder eine neue sicht auf die stadt.
auf der wiesbadener straße findet sich dann ein kleinod, auch mit leuchtblumenfenster: eine schräge elvis-hafte hecke an einem zaun vor einem haus mit – einem friseurladen. die welt zu gast in löbtau. das heimspiel der friseurin liegt im gelungenen schnitt der hecke, die von hinter dem zaun nach vor dem zaun führt und dazwischen eine tordurchfahrt beherbergt. wielange sie dafür gebraucht haben mag?
weiter auf der straße stießen wir auf ein altes haus mit bunt beleuchteten fenstern. leider findet man das nur als dach bei google. im streetview wird es verpixelt. die leute wissen offenbar mehr als erwartet, was sie tun. ein heimspiel? warum wissen wir nicht. wer „in aller welt“ könnte interesse an diesem gebäude haben? potentielle käufer, die auf google streetview nach altbauten zum kauf suchen und sonstwoher kommen? …
vielleicht möchte der eine oder andere auch mal ein abendliches heimspiel erleben. es gibt auf jeden fall eine gartengaststätte da oben. mit schwarz-rot-goldenem patriotenbriefkasten. sollten wir „heimspiel“ neu deuten? aber „in der nacht sind alle katzen grau“ sagt man sich.
weiter unten, zurück in löbtau, spazierten wir durch verschiedene siedlungen der eisenbahnerwohngenossenschaft (ewg). die mittlerweile hübsch sanierten z.t. barockisierenden siedlungsbauten der krenkel- und johann-meyer-stiftung aus der zeit vor dem ersten weltkrieg („dresdner stadtteile„) erzeugen einen merkwürdigen kontrast zur eher typischen gründerzeitmusterung von löbtau. ihre markanten und prägenden bauformen vereinheitlichen beinahe alle äußerlichkeiten des ansonsten ja privat geprägten wohnens und machen das heimspiel u.u. zu einem spiel in klaren grenzen.
wo aber liegen diese grenzen und wie weiten die menschen im wohnen diese?
vielleicht ist das schon der ausblick auf die „unorte abwege blickwinkel“ getaufte wohnzimmerspionage_acht_unortig am 17. februar 2012…
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januar 2012: wohnzimmerspionage_sieben_löbtau
gastgeber: kultur!ngenieurbüro (felix liebig)
treffpunkt: k!b = kultur!ngenieurbüro, clara-zetkin-straße 48, 01159 dresden
zeitpunkt: freitag, 20.1.2012, 21 uhr
idee >>> mentale karte löbtau:
angekommen! seit anfang dezember 2011 wohnt der kultur!ngenieur (felix liebig) in löbtau. in der zwischenzeit hat er sowohl seine wohnung und das kultur!ngenieurbüro eingerichtet als auch den stadtteil auf einigen privaten spaziergängen weiter erkundet. das erste intuitive wissen um löbtaus schöne und hintergründige ecken und die besonderheit der kaffeemühlen möchte er nun mit anderen spionen teilen. im rahmen von wzs_7 entsteht aus diesem grunde eine kleine mentale karte vom stadtteil…
im dunkeln ist gut munkeln, stubenhocker aufgepaßt, die wohnzimmerspione kommen! ob löbtau, pieschen oder london – nachtspaziergänge zur lage des privaten haushalts. die „wohnzimmerspionage“ ist ein hinterwitziger spaziergang bei laternenlicht: investigativ & interventionistisch. ziel ist es den abendlichen haushalt im jeweiligen viertel unter die lupe zu nehmen und dabei zum streunerischen aufenthalt im freien und diskursiven ruhen auf der coach anzuregen. hoch vom sofa zuhause und rauf auf’s sofa bei jemand anderem! vielleicht in einem anderen stadtteil, vielleicht nebenan.
ein format von kultur!ngenieur felix liebig in kooperation mit gastgebern & gästen.