wohnzimmerspionage #11.1

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fotos: felix liebig – 18. mai 2012

nein, keine industriespionage, das machen andere.

die wohnzimmerspione trafen sich am wohnheim in der fritz-löffler-straße beim club novitatis und bekamen gleich erstmal die volle breitseite vom „dresdner nachtskaten„.

dann aber wurde es spannend, denn der weg führte erstmal in das wohnheim und auf das dachgeschoss. auf beiden seiten von den markanten dresdner plattenbauzehngeschossern gerahmt, philosophierten wir über die frühere studentenklubkultur auf dresdens dächern, die noch heute mit 16 klubs zur stärksten im lande gehört, ebenso wie die möglichkeit, hier wieder zu wohnen, zu arbeiten, zu feten… raum wäre hier dafür.

und da wir schon im wohnheim fritz-löffler-straße 12 unterwegs waren, trafen wir auch gleich auf studenten, die bloß mal einen schlüssel für die kulturräume im keller abgeben wollten. die schlüsselverantwortliche wg spendierte uns keinen einblick in ihre wohnzimmer, aber die schlüsselgewaltigen studenten nahmen uns mit in den anderen aufgang. sie zeigten uns spontan eine wohnung. das war insofern interessant, weil die nette gastgeberin bei einer kollegin eine medieninformatik-hauptfach absolvierte und ihre wandinstallation zum moirée-effekt uns sehr in bann nahm. auch zu den zahlen kamen wir noch. 210 € all inklusvie für 18 qm. heute wohnen einige schon wieder lieber im studentenwerk, weil es dort billiger und vielleicht auch einfacher ist als auf dem nun dichten wohnungsmarkt in dresden.

treppenhäuser und zugänge haben hier die üblichen abnutzungsspuren, sonst aber wirkt alles recht steril beim studentenwohnen im studentenwerk. es muss eben für alle funktionieren.

angekommen: der nette herr ist einer von vielen, die momentan in dresden „angekommen“ sind. auf plakatwänden.

dann näherten wir uns schon der eigentlichen studentenstadt, die nachts noch imposanter und vielleicht auch undurchdringlicher wirkt als tags, wo die sanierten hochhäuser in der sonne glänzen. auf das hochhaus hochschulsstraße 48 stiegen wir dann bzw. fuhren wir hinauf. zwei fahrstuhlgäste auf dem weg nach oben wollten uns leider nicht mitnehmen. vielleicht waren wir nicht überzeugend genug. oder  zuviele? der ausblick allerdings von hier oben war gewaltig. und nebenan büffelten sogar nach (dieser) himmelfahrt einige studenten in der 46. sonst wurde der ort als fotospot entdeckt. alles gold! und alles verspiegelt! ein dank den architekten knerer & lang.

von dort ging es in die kleinteiligen untiefen des vorstadtviertels am hang. viele kleine villen. einige alte und neue bzw. sanierte kirchennahe bauten. durchaus auch das ein oder andere schmankerl aus dem neuen bauen der 20er jahre ist dabei. ein viertel, das mit der neuen uni auf dem heutigen campus erwuchs und in dem der kultur!ngenieur acht jahre wohnte. peter kulka, bedeutender dresdner architekt, baute dem witzigen herrn prof. z., der die technische mechanik bei den bauingenieuren unterrichtet, sein hübsches „haus z.“ in der patrice-lumumba-straße. wohlan: dresdner gedenkkultur versteckt sich im tiefsten wohnen. lumumba war einer der vordenker einer heute wieder kurrupten und seitens allerwelt ausgebeuteten sog. demokratischen republik kongo. gegenüber grüßt eine antagonistische kleindeutsche idylle.

schon bald trafen wir aber wieder auf eine wand aus hochhäusern. die stehen an der wundstraße. das letzte wird vom freistaat nun gerade saniert. eine freundin projektierte die nummer sieben beim büro ag zimmermann. heute macht sie mode unter dem label „rotyve“ und das sieht man dem bau schon an. auch das rot. beides mit liebe zum detail, aber ich fange an zu schwärmen…

„möbel röthing“ dagegen betreibt zwei werbeschilder auf dem zelleschen weg um kunden zur fahrt die paradisstraße hinauf zu locken. ebenso rot leuchten nachts durch die kamera die balkons.

weiter westlich saßen auch nachts um elf noch studenten – der medizin? – unten tief im lesesaal der SLUB und paukten offenbar anatomie. die anatomie der slub, die ja an bücherrücken erinnern soll und uns auch an den netten herrn vor dem bücherregal auf dem plakat erinnert, gleicht bisweilen aber eher den bambusstangengerüsten in asien.

schlussendlich beim gastgeber jendrik sahen wir uns mit gründerzeitlicher und neuzeitlicher kosmetik konfrontiert. die charme menschlicher kosmetik bleibt unerklärt. der der baulichen kosmetik liegt im detail. die wohnung hat übrigens zwei türen und nicht jeder hat beide schlüssel. hm.

die nacht ging zu ende mit einigen episoden des „minecraft“-filmers „gronkh„. das ist auch eine domain unseres gastgebers gewesen, der nicht nur zockt und platten auflegt, sondern auch mal physik studiert und damit besagte himmelfahrt verbringt. mit „minecraft“ kann der mensch – so er denn will – auch wohnlandschaften bauen und nichts anderes erklärt der „gronkh“ zu beginn seiner filmografie.

plötzlich sah die studentenstadt seltsam kubisch-kubistisch aus und der „menger-schwamm“ und der filmthriller „cube“ oder auch der „rubikwürfel“ wurden eigenartig real. vielleicht sind studenten doch wundersame fabelwesen, die es schaffen zwischen freigeisterei & zielgruppenverhalten ihren lebensweg auf ganz anderen ausgeklügelteren wegen zu gestalten?

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